Predigt - Stürme im Leben

Wer von euch schreibt gerne Klausuren?

Vollkommen verständlich, dass das nicht unbedingt zu euren Lieblingsaufgaben gehört.
In der heutigen Predigt soll es genau um das Thema gehen. Um Prüfungen und Anfechtungen. Nicht unbedingt die Prüfungen, die uns im Studium oder der Schule begegnen, sondern um Prüfungen im Glauben.

Jakobus schreibt in seinem Brief im ersten Kapitel "Seht es als einen ganz besonderen Grund zur Freude an, meine Geschwister, wenn ihr Prüfungen verschiedenster Art durchmachen müsst. Ihr wisst doch: Wenn euer Glaube erprobt wird und sich bewährt, bringt das Standhaftigkeit hervor."

Das ist schon eine steile Aussage. Wir sollen uns über Prüfungen und Anfechtungen freuen.
Ich kann ganz klar von mir behaupten, dass ich mich nicht unbedingt über Schwierigkeiten freue. Viel lieber soll alles ganz einfach sein und reibungslos über die Bühne gehen. Aber fördert das wirklich unsere Zufriedenheit im Leben, wenn alles auf Anhieb gelingt?
Vermutlich nicht. Es ist typisch deutsch, dass man sich über alles Mögliche beschwert. Selbst in Momenten, die nahezu perfekt sind, findet ein typischer Deutscher eine noch so kleine Kleinigkeit, die ihm oder ihr nicht passt. Wir sind unschlagbar darin Probleme zu schaffen, wo keine sind.
Warum fallen uns dann Prüfungen oft so schwer? Oder anders gesagt, warum wollen wir solchen Situationen aus dem Weg gehen, wenn wir sie manchmal doch selbst schaffen?
Wir verändern einmal den Begriff Prüfung und ersetzten ihn durch das Wort Sturm. Genauer gesagt will ich mit euch über die Stürme in unseren Leben sprechen.
Was sind deine Stürme im Leben? Was wirft dich vollkommen aus der Bahn?
Würde ich euch jetzt mehr Zeit geben, um darüber nachzudenken, könntet ihr vermutlich mindestens ein Din A4 Blatt vollschreiben, mit den Stürmen eures Lebens.
Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir uns jetzt in Selbstmitleid suhlen könnten oder wir verändern mal unsere Perspektive und schauen uns an, warum es eigentlich so oft Stürme in unserem Leben gibt.

Die Frage, warum es Stürme in unserem Leben gibt, fand ich am Anfang echt schwer. Ja, warum macht Gott es uns nicht einfach leicht? Warum müssen wir durch solche Situationen gehen, die uns im schlimmsten Fall ganz von Gott wegbringen und wir den Entschluss fassen, dass wir nichts mehr von ihm wissen wollen. Eigentlich ist das doch viel zu riskant, oder?
Was passiert, wenn wir uns in solchen Lebensstürmen befinden?
Ich fange ganz oft damit an, dass ich Gott Vorwürfe mache. Er kann doch nicht zulassen, dass es mir schlecht geht und dass ich keinen Ausweg mehr sehe. Er hat mir doch zugesagt, dass mir nichts fehlen wird, wenn ich bei ihm bin.
Etwas Anderes was auch in solchen Lebensstürmen passieren kann sind Zweifel. Lohnt sich der Glaube an Gott wirklich, wenn es mir trotz allem jetzt so schlecht geht? Ich kann jeden verstehen, der diesen Gedanken hat, aber wer bei dem Gedanken bleibt, hat eindeutig zu kurz gedacht. Denn Gott ist kein Medikament, was man nimmt, wenn es einem mal schlecht geht. Denn dafür ist Gott viel zu groß.

Ja, er hat uns zugesagt, dass er bei uns sein wird. Und ja, oft hat man in schwierigen Situationen nicht das Gefühl, dass Gott dann wirklich da ist. Wir sind in schweren Situationen ähnlich wie die Jünger Jesu auf dem Schiff, als dort ein Sturm aufkommt. (Mk 4,35-40). Angst breitet sich in uns aus und wir schreien, wenn meistens auch nur innerlich nach Hilfe. Ich glaube, dass da der Satz "Herr, wir gehen unter! Merkst du das nicht?" richtig gut in solche Situationen passt. Aber genauso gut passt auch die Antwort von Jesus „Wovor fürchtet ihr euch? Habt ihr denn kein Vertrauen?“
Vermutlich hat Jesus recht. In unseren Krisen haben wir oft kein Vertrauen, weder vertrauen wir uns selbst, noch der Kraft Gottes.
Wenn wir uns jetzt einmal noch einmal den Predigttext vor Augen halten, steht fest, dass man sich über Krisen nicht freut. Auch wenn wir dazu aufgefordert sind.
Und was ist jetzt das positive an Stürmen und Problemen?
Denkt einmal kurz über euren bisherigen Lebensweg nach. Wärt ihr jetzt hier, wenn ihr nicht durch ein paar Stürme hättet gehen müssen? Vielleicht wärt ihr an einer ganz anderen Stelle gelandet. Würdet nicht die Ausbildung oder das Studium machen, in dem ihr grade seid. Stürme bringen uns voran in unserem Leben. Wenn wir mitten drinstecken, sehen wir das nicht, weil wir das Gefühl haben unterzugehen oder von dem Sturm in eine ganz andere Richtung gedrängt zu werden. Aber sie bringen uns weiter und so sind auch Stürme im Glauben. Wir denken vielleicht, dass wir ganz alleine seien und Gott sich für unsere Probleme nicht interessiert, aber er begleitet uns in jeden Sturm und möchte uns dazu bringen, dass wir aus unserer Komfortzone herausgehen und Neues wagen, damit wir wachsen können. Wer von euch durfte seine Weisheitszähne behalten? Wenn Zähne wachsen und durchbrechen, ist das alles andere als angenehm, teilweise hat man richtige Schmerzen. Und so ähnlich kann das auch mit dem Wachstum im Glauben sein. Wir werden herausgefordert unsere Standpunkte zu überdenken und zu prüfen. Vielleicht will Gott auch, dass wir über unser Umfeld nachdenken und schauen, wer von den Menschen, die uns umgeben, uns wirklich gut tun. Manchmal sind Trennungen notwendig oder wir sind aufgefordert ein klärendes Gespräch zu führen. Beides ist oft nicht einfach, aber meistens notwendig.
Eventuell kann auch euer Alltag ein Sturm für euren Glauben sein. Wie oft leben wir einfach unser Leben und erledigen die Aufgaben, die vor uns liegen ohne dabei nur einen einzigen Gedanken an Gott oder Jesus zu verschwenden. Wir versuchen alles aus eigener Kraft heraus zu leisten und finden in Gott dann nur den Sündenbock, wenn uns etwas misslingt. Es ist im Alltag nicht unbedingt leicht, immer nach den Grundsätzen des eigenen Glaubens zu handeln, vor allem dann nicht, wenn das Umfeld den Glauben nicht teilt. Aber wie gut wäre es, wenn wir genau dann einen Unterschied machen würden?


Ich will euch ermutigen, dass ihr euch bewusst Zeit nehmt und über eure Stürme und Probleme nachdenkt. Versucht die Perspektive zu verändern und auch die positive Seite zu erkennen. Wenn ihr diese gefunden habt, fokussiert euch darauf und versucht für jede Situation, auch wenn es schwer ist, dankbar zu sein. Denn in gewisser Weise stimmt der Satz, „was uns nicht tötet, macht uns stärker“. 

xoxo Caro

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